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Samstag, 21. April 2012

Station 6: Die Ureinwohner aus der Kalahari Wüste

Hey Leute,

ich, Kevin, übernehme nun mal die Beschreibung unserer letzten Station. Diese war vorwiegend geprägt von kulturellen Höhepunkten und daher nicht so spannend wie ein Bungeesprung oder die Jagd nach Nilpferden, aber dennoch höchst interessant.

Unsere letzte Station führte uns also nach einer langen und aufopferungsvollen 10 Stunden Autofahrt von Maun nach Ghanzi. Diese Station sollte der kulturelle Abschluss dieser Fahrt werden und aufgrund der Geschehnisse sehr viele Diskussionen untereinander auslösen.

Ghanzi ist ein Ort in Botswana mit knapp unter 10.000 Einwohnern. Die Stadt an sich ist nicht sehr aufregend. Es ist ein normaler afrikanischer Ort mit einer Shell Tankstelle und einem Spar-Einkaufsladen - ziemlich in der Mitte der Kalahari Wüste.
Das Gebiet der Kalahari Wüste - Auszug aus en.Wikipedia


Das besondere an diesem Ort ist, dass es dort viele Möglichkeiten gibt, die Bushmen kennen zu lernen. Die Bushmen sind die Ureinwohner aus dem Süden Afrikas und kommen aus dem Gebiet rund um Namibia, Süd-Afrika, Angola, Botswana, Mozambique, Sambia und Simbabwe. Traditionell sind die Bushmen Jäger und Sammler, sie leben eigentlich an keinen spezifischen Ort, daher sind es Nomaden. Die zunehmende Technisierung, Reglementierung und Globalisierung hat jedoch das traditionelle Leben der Bushmen nahezu unmöglich gemacht. Zu gefährlich ist es den Regierungen dieser Staaten geworden, ihre Ureinwohner in den Wäldern und Wüsten rumlaufen und jagen zu lassen.

Aber gut, was ist denn so passiert. Angekommen an unserem Camping-Ort, ein touristischer Nachbau eines Bushmen-Dorfs (das es so in der Vergangenheit eigentlich nie gegeben hätte), erstmal schön die Frisbee Scheibe rausgeholt und ein bisschen was gespielt, ganz zum Ärgernis einiger Mitreisenden, die zunehmend eine Abneigung gegenüber dem tollsten Spielgerät auf der Erde bekommen haben :)



Schnell noch "The Village" aufgebaut, Badesachen rausgeholt und einen anliegenden, extra für Touristen gebautes Wasserloch zum schwimmen besucht. Es war super angenehmes und klares Wasser. So etwas habe ich in Europa noch nicht gesehen :)



Wieder zurück schnell was gegessen. Das es in diesem Gebiet sehr schnell sehr dunkel wird, durften vor allem Lukas und ich noch erfahren. In der Dämmerung sind wir losgelaufen, um Holz für unser Feuer zu klauen. Keine 10 Minuten später war es absolut dunkel. Leute, ihr könnt euch das nicht vorstellen. Man hat ohne Taschenlampe NICHTS mehr gesehen.

Die Sicht in der Nacht :)

Nur ein wirklich beeindruckender Sternenhimmel und die Geräusche der Tiere waren zu sehen und zu hören. Nach gut 20 Minuten haben Lukas und ich genug Holz geklaut, um dann sehen zu müssen, dass Jens bereits einen halben Baum gefunden hat, der gerade verbrannt wurde. Seine Suche dauerte gute 20 Sekunden.. naja, egal ^^

Schön am Feuer sitzen

Nun sollte unser Kulturprogramm starten. Wir haben uns zum Eingang des Camps begeben, um dann dort traditionelle Bushmen Tänze sehen zu können. Ihr müsst euch das so vorstellen, dass für uns Stühle aufgestellt und zwei Feuerstellen eingerichtet wurden. Ein Übersetzter begrüßte uns und erklärte einige Fakten über die Ureinwohner. Und plötzlichen kamen sie, aus der Dunkelheit, die Lukas und ich vor gut einer halben Stunde erleben durften. Wie aus dem Nichts setzten sie sich an die zweite Feuerstelle. Abgemagert und krank sahen sie aus. In unseren Gesichtern zeigte sich recht schnell die Fassungslosigkeit. Was wird denn jetzt passieren??

Aus verschiedenen Kategorien (Entertainment, Medicien, Party) heraus sangen die Bushmen einige Lieder. Die Frauen saßen um die Feuerstelle und klatschten den Takt, während die Männer um die Frauen herum tanzten und sangen.


Bushmen tanzen einen Freudentanz 


An den Füßen der Männer waren Holzketten, mit denen Sie ebenso Geräusche machen konnten. Im Grund genommen hörte sich jedoch fast alles gleich an für uns. Der Grundtakt war immer gleich, die Tanzbewegung auch.

Kurzer Ausschnitt aus einem Bushmen Tanz

Eine merkwürdige Situation war das für uns. Wir konnten nicht klar einschätzen, was für ein Verhältnis zwischen dem Übersetzter und den Ureinwohner herrschte. Es machte den Eindruck, dass er eine Art Menschenhändler war, der die Bushmen an Touristen verkauft.

Nach gut einer Stunde haben wir uns auch wieder zurück zu unser Dorf gemacht. Alle waren etwas verwirrt und es entstanden sehr emotionale Diskussionen.

Nunja, in der Nacht haben wir noch einen Hunter, also einen Jäger, kennen gelernt. Der Typ war.. 26 / 27 Jahre alt und hat schon über 120 Elefanten abgeschossen. Nun muss noch gesagt sein, dass es in diesem Gebiet viel zu viele Elefanten gibt und die erschossen werden müssen.
Ausserdem haben ich zum ersten Mal die Situation erlebt, keinen Strom mehr zu haben. Um 23 Uhr ging der ziemlich laute Dieselgenerator aus und plötzlich standen wir dann da. Ohne Strom, ohne Vorwarnung und geregnet hat es auch noch. Eine bizarre Situation für einen Europäer.

Am nächsten Morgen trafen wir wieder die Ureinwohner, die uns dieses Mal in die Landschaft mit raus genommen haben, um uns zu zeigen, wie sie leben. Sie zeigten uns

  • Wurzeln, die man gegen Krankheiten essen konnte (schmeckt sehr bitter), 
  • wie man in der Wüste Wasser aus den Pflanzen saugen konnte,
  • wie man mithilfe einer 20cm vergrabenen Wasserpflanze Waschmittel und Wasser für die Haut nutzen kann
  • Feuer macht
  • Potenzmittel herstellen kann, damit "er wieder steif wird" ^^
Bushmen die Wurzeln suchen

Hier erklärt sie gerade etwas

Das Baby bekommt etwas zu trinken

Erfolgreich Feuer gemacht

Trotz dieser sehr interessanten Darstellung waren alle mit der dargebotenen Situation überfordert. Der Übersetzer erzählte immer wieder, dass er die Ureinwohner immer zu "einfangen müsste", weil sie ansonsten in die Stadt gehen und dort Bier trinken. Sie würden anfangen ihre eigenen Traditionen zu vergessen, weil sie dem Alkohol unterliegen würden. Sie dürfen nicht jagen, denn das ist gegen das Gesetz. Sie müssen in die Schule gehen, was gleichzeitig wieder einem Verlust an Tradition darstellen würde. Es war kompliziert. 

Spannend war auch, dass die Ureinwohner später den Übersetzter fragten, ob wir uns Tour nicht gefallen würde. Doch hat sie, aber keiner ist mit dieser Situation klar gekommen. 

Nach einigen weiteren Diskussionen packten wir alles zusammen und fuhren zurück nach Windhoek. 

Eine spannende Situation mussten wir jedoch noch überleben. Die Grenze. Da Tanja und ich das Visum, sagen wir mal, nicht über den "herkömmlichen Weg" erhalten hatten, entschied sich an der Grenze nun, ob es geklappt hat oder nicht. Wir gaben die Pässe ab und die Damen am Schalter schauten grimmig in den Computer nach. Lange nach.. SEHR LANGE NACH. OMG Tanja und ich waren schon vollkommen fertig mit der Welt, weil wir dachten, dass wir nicht mehr reinkommen würden. Aber Glück gehabt, ZACK Stempel, ZACK Stempel, Pässe zurück und schnell zum Auto gelaufen. Puuu.. Glück gehabt :)

Und das war unsere Fahrt. Aufregend, spannend, abenteuerlich, mörderisch, anstrengend und zum Schluss kulturell. Eins noch zum Abschluss: Afrika ist wirklich schön! 

Beste Grüße
Kevin

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